Story: Porsche 911 RS 2.7 Coupé (1973), Aufbau zum RSR 2.8

Porsche 911 RS 2.7 Coupé (1973), Aufbau gemäß FIA-Homologation 3053 (Replika), Foto: Carsten Krome, Spa-Francorchamps 2009

Porsche 911 RS 2.7 Coupé (1973), Aufbau gemäß FIA-Homologation 3053 (Replika), Foto: Carsten Krome, Spa-Francorchamps 2009

Porsche 911 RS 2.7 Coupé (1973), Aufbau gemäß FIA-Homologation 3053 (Replika), Foto: Carsten Krome, Spa-Francorchamps 2009

Porsche 911 RS 2.7 Coupé (1973), Aufbau gemäß FIA-Homologation 3053 (Replika), Foto: Carsten Krome, Spa-Francorchamps 2009

Porsche 911 RS 2.7 Coupé (1973), Aufbau gemäß FIA-Homologation 3053 (Replika), Foto: Carsten Krome, Spa-Francorchamps 2009

Porsche 911 RS 2.7 Coupé (1973), Aufbau gemäß FIA-Homologation 3053 (Replika), Foto: Carsten Krome, Spa-Francorchamps 2009

Porsche 911 RS 2.7 Coupé (1973), Aufbau gemäß FIA-Homologation 3053 (Replika), Foto: Carsten Krome, Spa-Francorchamps 2009

Porsche 911 RS 2.7 Coupé (1973), Aufbau gemäß FIA-Homologation 3053 (Replika), Foto: Carsten Krome, Spa-Francorchamps 2009

Porsche 911 RS 2.7 Coupé (1973), Aufbau gemäß FIA-Homologation 3053 (Replika), Foto: Carsten Krome, Spa-Francorchamps 2009

Porsche 911 RS 2.7 Coupé (1973), Aufbau gemäß FIA-Homologation 3053 (Replika), Foto: Carsten Krome, Spa-Francorchamps 2009

Erinnerung an Alfred "Fredl" Herberth: Story "Wos Gscheids" aus PORSCHE SCENE 07/2009

Umbauten auf Grundlage eines Carrera RS 2,7 waren in der Münchener Sportfahrer-Szene immer schon beliebt. Bevor die Preise ihr heutiges Niveau erreichten, standen günstiges Gewicht und überschaubare Konstruktion im Vordergrund. Wolfgang, ein Enddreißiger mit kaufmännischem Hintergrund, übernahm noch zu D-Mark-Zeiten ein stillgelegtes Projekt. Geld spielte zwischen 1996 und '99 natürlich auch schon eine Rolle. Die Verhandlungen mit dem Veräußerer zogen sich über drei Jahre hin. Immer wieder musste der gebotene Betrag nachgebessert werden, bis endlich alles passte. Die Ausstrahlung des RSR-breiten F-Modells überdauerte alle Wartezeit. Heute ist Wofgang froh, nicht lockergelassen zu haben. Denn der Diplom-Wirtschaftsingenieur sicherte sich eine Wertanlage, die – unbestritten – großen Spaß macht.

Es muss 1996 gewesen sein, so ganz genau weiß er selbst nicht mehr, als Wolfgang beim Jedenhofener Sportwagen-Techniker Alfred Herberth vorbeischaute. Eigentlich ging es damals um einen 964er, mit dem er ohne ein nachhaltiges Erfolgserlebnis am Alpenpokal teilnahm. "Das war der pure Frust mit den damaligen Straßenreifen. Ein heutiger Michelin Pilot Sport Cup ist mit seiner Einkomponenten-Mischung ja fast schon ein Slick. Aber etwas Vergleichbares gab es eben nicht und ich rutschte nur herum. Hätte ich mir dieses blöde Rennauto mal lieber nicht gekauft!" Wie es der Zufall so wollte, fand sich beim “Fredl” – die Bayern tauften den heutigen Teambesitzer im Carrera Cup kurzerhand um – ein aufgebrezelter RS 2,7. Der zwischenzeitlich verstorbene Vorbesitzer hatte Herberth vor längerer Zeit mit dem Umbau in einen RSR 2,8 beauftragt. Nach seinem plötzlichen Tod blieben Rechnungen offen, es kam zur Sicherstellung und Einlagerung. Ein gutes Jahrzehnt verstrich, ehe Wolfgang dem Dornröschenschlaf ein Ende setzen wollte. Ganz so einfach lief das aber nicht. Der ausgebuffte "Fredl" Herberth forderte ein Gebot. Wolfgang zögerte zwar nicht mit seiner Offerte. Doch der eingesetzte Betrag passte nicht. Man mag es für ein krachledernes Ritual halten und trotzdem ist es wahr: Bis zum endgültigen Zuschlag musste Wolfgang immer wieder nachbessern – und drei lange Jahre zittern! "Joa mei", kommentiert der Enddreißiger, "ruamgmocht ham mir!". Für Nicht-Bayern übersetzt: "Da haben wir herumgemacht!"

Als die Hängepartie 1999 ihren Abschluss fand, war es Zeit für eine Bestandsaufnahme. Das Basisfahrzeug: ein RS 2,7 Touring, ausgeliefert am 22. März 1973. Trotz der langen Standzeit lief der Motor. Mit dieser Feststellung allein wollte Wolfgang aber nicht leben. Er konsultierte Herwig Roitmayer, wie er selbst, Mitglied im Porsche Club Vierseenland e.V.. Der Motorenbauer aus Oberhaching riet zur Renovierung des Triebwerks. Roitmayer kombinierte ein Dreiliter-Aluminium-Gehäuse mit den bestehenden Kolben und Zylindern sowie RSR-Nockenwellen und Rennkipphebeln als Gegenläufern. Zu einem periodenspezifischen Aggregat gehören eine mechanische Einspritzpumpe und die "High-Butterfly"-Einzeldrosselklappen-Anlage in hoher Montageposition. Hochspannungs-Kondensator-Doppelzündung (HKZ), offene Renneinspritzung und Flammrohr-Auspuff sind weitere Quasi-Standards. Auf dem Prüfstand wies Roitmayer 302 PS nach – eine ordentliche Literleistung. Die nächste Sequenz im Bayerischen gefällig? Bittesehr: "Den hoben's gscheit eigstellt!" Das 915er Getriebe mit Sperrdifferenzial und externer Ölkühlung unter dem Wagenboden ist für die Rennversion RSR modifiziert worden. Der Mittenölkühler machte eine nachgerüstete Bugschürze aus Glasfaser-verstärktem Kunststoff erforderlich. Der Heckdeckel setzt sich aus Original-"Entenbürzel" und einem Aluminiumrahmen zusammen. Aus demselben Leichtmetall bestehen die Türen.

Das Foliendesign auf "Grand-Prix"-weißem Grund ist als Hommage an Erwin Kremer zu verstehen. 1973 setzte der Kölner Rennstallbesitzer einen ähnlich dekorierten RSR 2,8 (Chassisnummer 911 360 0610) für John Fitzpatrick ein. Unvergessen die Bilder, die den Briten – auf drei Rädern um den Nürburgring zirkelnd – zeigen. Wolfgang lässt zwar nach Möglichkeit keine Räder abheben, doch die physikalischen Eigenheiten des Drehfederstab-Fahrwerks, die kennt er auch. "Auf der Bremse und beim Herausbeschleunigen hält er mit  996 und 997 durchaus mit, nur in den schnelleren Kurven scheiden sich die Geister", analysiert "Wolfi" ausnahmsweise akzentfrei. Möglicherweise verstärken 15-Zoll-Ballonreifen auf einteiligen "Füchsen" diesen Effekt. Michelin "TB15" in den Dimensionen 215/55 R15 vorn und 270/45 R15 hinten neigen aufgrund ihrer hohen Querschnitte zum Walken. Bei aktuellen Porsche-Sportmodellen haben sich 19-Zoll-Größen mit niedrigeren Flanken durchgesetzt. Ein Highlight zeigt sich beim Blick durch die Arme der Fuchs-Felgen: 917er Bremssättel! Wolfgang bringt einen Besuch bei Manfred Freisinger in Karlsruhe ins Gespräch. "Das war noch zu D-Mark-Zeiten", erinnert sich der glückliche Eigner, "ich bin auf Anhieb mit ihm klargekommen und gewann einen Einblick in sein faszinierendes Geschäft." Er weiß: Zurzeit sind zwei vordere Sättel ohne Zubehör mit Glück für 10.000 Euro aufwärts zu erstehen. "Des hob i net zohlt", gibt er unumwunden zu. Oder eben: "Das habe ich nicht bezahlt."

Mit einem anderen Thema geht er genauso unverblümt um: Einmal will er beim Revival der Deutschen Rennsportmeisterschaft im Programm des Oldtimer-Grand-Prix auf dem Nürburgring mitfahren – vielleicht nicht diesen August, aber im kommenden Jahr. Einen FIA-Wagenpass gemäß Anhang K hat er jedenfalls beantragen lassen – die Fahrgestellnummer aus dem Modell 1973 entspricht den Auflagen des Motorsport-Weltverbandes mit Sitz am Place de la Concorde in Paris. À propos Sitz: Der "Lollypop" erinnert an den 935 turbo. "Und der Herwig Roitmayer könnte bestimmt eine riesige Geschichte über den Lieferanten erzählen", glaubt Wolfgang. "Angeblich soll es sich um eine Wagonfabrik gehandelt haben." Momo-Dreispeichen-Lenkrad, Leichtfilz-Teppich, Ausstellfenster hinten, Heigo-Überrollbügel – alles recht unspektakulär. "Was mich stört", stellt der Steuer-Mann im Cockpit fest, "ist das Heckfenster mit den Heizdrähten. Eine Dünnglas-Scheibe wäre mir lieber." Die mögliche Lösung hält er in der Hinterhand: "Ich finde gerade heraus, ob das Heckfenster des 964 RS passen könnte. Wahrscheinlich komme ich um einen Anbauversuch nicht herum." Ein Leichtgewicht ist der RSR-Umbau schon jetzt: 940 Kilogramm bringt das Sportgerät auf die Waage. Wolfgangs Schlusswort fällt bajuwarisch und kurz aus: "Wos Gscheids!", findet er, was soviel wie "etwas Gescheites" bedeutet. Schon freut sich der Münchener auf den Pflichttermin aller süddeutschen Sportfahrer. Beim "Sounds of Speed" am letzten Samstag im August auf dem Salzburgring will er sich wieder unter das fahrende Volk mischen.

Eine Frage bleibt: Woher kommen die Industrie-Logos auf den hinteren Kotflügeln? Nach Reproduktionen sehen sie nicht aus. Wolfgang lässt zum letzten Mal die weiß-blaue Herrlichkeit heraus: "Die hob i ausm eBay!" Der Diplom-Wirtschaftsingenieur räumt ein, die Suche sei ein Geduldsspiel gewesen. Aber daran hatte ihn der "Fredl" ja früh gewöhnt...

Von: Carsten Krome

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