Am Scheideweg oder auf dem Königsweg?
Selten in ihrer Geschichte hat die Essen Motor Show die Gemüter stärker erregt als im Vorfeld der 42. Auflage. Die Frage, wer diesmal nicht ausstellen würde, schien von weitaus größerem Interesse zu sein als der Katalog tatsächlich präsenter Unternehmen. Dabei war eigentlich abzusehen, dass weltweite Rezession, Veränderungen innerhalb des Marktes und Publikumsverjüngung nicht spurlos an einer Traditionsveranstaltung vorbeigehen würden.
In der Tat: Die Einschnitte sind unverkennbar - so blieben die Rolltore zur 2001 eröffneten Halle 3 unten. Dort, wo einst die Automobilhersteller im Schulterschluss mit Zulieferern und Verbänden ganz große Budgets umsetzen, ließ sich niemand blicken. In einer Zeit, in der Betriebsräte öffentlich über das Für und Wider von Werksengagements in der Formel 1 diskutieren, traute sich außer Skoda, Alfa Romeo und Abarth keine weitere Automarke nach Essen. Die Konsequenz: Der frühere, an die IAA angelehnte Saloncharakter ist mit Schließung der Halle 3 verschwunden.
Auch die einstige VDAT-Tuner-Präsentation in Halle 11 zeigt sich dezimiert und durch eine Handvoll Ferrari-Preziosen dürftig aufgefüllt. Dennoch sind es ausgerechnet die Aussteller in Halle 11, die über eine positiven Messeverlauf berichten. "Am ersten Wochenende war hier die Hölle los!", ist vom Standpersonal eines Fahrwerksherstellers zu hören. 105.000 Besucher sollen es rund um den ersten Advent gewesen sein. Zufrieden kommentiert der Verlaufsleiter eines Porsche-Veredlers: "Für uns sieht es nach einer guten Motor Show aus. Wir haben nachvollziehbare, in letzter Sekunde fertiggestellte Innovationen zu bieten, unsere Bestandskunden vorab informiert und nun folgen sie unserer Einladung hierher." Seine Schlussfolgerung: "Es kommt nicht darauf an, irgendwie präsent zu sein. Entscheidend ist, welche Hard Facts angeboten werden!"
Noch bis Sonntag, 18.00 Uhr, haben die Portale der Essener Messe - von der einstigen Paradehalle 3 abgesehen - geöffnet.
Nicht fehlen dürfen natürlich LED-Rückleuchten in deckenhohen Regalbauwerken, Zeitgeistliches wie "Hello Bitchy", eine Verunglimpfung des Jungmädchen-Labels "Hello Kitty" und der unvermeidliche Tuning-Bling-Bling. Was andernorts als schwere Entgleisung gilt, ist für die Motor Show fast ein Denkmal. Sich über die mangelhafte Sinnhaftigkeit solcher Darbietungen zu ereifern, wäre zwecklos. Man kann sie meiden, die schmalen, stickigen Palaver-Korridore oder sich an ihrem Unterhaltungswert ergötzen. Denn nach wie vor dürfen - nennen wir sie fachfremde Beraterinnen in Strampelanzügen - die Auslage präsentieren. Allein sie sind manchen Besuchern ihr Eintrittsgeld (15 Euro zahlen Erwachsene) wert.
Porsche-spezifisch wird - räumlich getrennt von der gröberen Abteilung - überraschend viel Substanz geboten. So warten Manthey Motors, Wimmer, SpeedArt und Schalk mit interessanten Messeneuheiten auf. Am Stand des ADAC in Halle 12 verabschiedet sich der zweimalige Siegerwagen des 24-Stunden-Rennens auf dem Nürburgring (2008 und 2009) an einen Privatkunden. Dass PORSCHE SCENE als langjähriger Medienpartner des Teams Manthey-Racing nach wie vor mit Magazinlogos auf dem grün-gelben 997 Carrera RSR vertreten ist, dürften aufmerksame Beobachter festgestellt haben oder noch feststellen - also hingehen und die langen Rennnächte in der Grünen Hölle in Erinnerung rufen!
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