Porsche 944: forever young
Porsche 944: forever young
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Porsche 944: forever young
Porsche 944: forever young
PORSCHE SCENE Insights
Immer wieder aktuell: Unsere Online-Kaufberatung ist bald schon ein Klassiker
Young Classics – Autos der achtziger und frühen neunziger Jahre – haben sich zu Statussymbolen gemausert. Das Bild von der “alten Karre” zieht längst nicht mehr. Wer gut verdient, lässt sich im Erfolgsmodell von gestern sehen und findet das cool. Die Preise ziehen an - heißer Tipp unter Profis oder klassischer Fall für Ersttäter?
Zur Historie des 944 und seiner Bedeutung für die Porsche AG ist viel geschrieben worden, wenn nicht schon alles. Es sind aber nicht nur die Sammler, die am einstigen Kassenschlager interessiert sind. Nach wie vor werden sie so gern wie regelmäßig gefahren, die Coupés und Cabriolets mit dem Frontmotor. Nach langen Jahren der Missachtung könnte sich – wenn auch spät – ein breiter aufgestellter Kultstatus abzeichnen. Vielleicht ist dies auf ein allgemeines Comeback der achtziger Jahre zurückzuführen. Seinerzeit galten Porsche mit Klappscheinwerfern als bevorzugtes Erkennungsmerkmal junger Erfolgreicher. Mit der Jahrtausendwende kam der Sturz ins Bodenlose. Die Gebrauchtwagenpreise sackten durch, erreichten kaum mehr fünfstellige Größenordnungen. Im Gegensatz dazu kletterten Ersatzteil- und Servicekosten in den Porsche Zentren auf das Niveau gleichaltriger Elfer. Passte das überhaupt zusammen? Die Konsequenz: eine Armada unverkäuflicher, weil opulent bezahlter Sportwagen-Klassiker. Auf den Markt kam häufig, wovon Profis abraten würden.
Auch heute drängt sich manche Offerte eher für den Autofriedhof denn für die Autobahn auf. Woran sind saubere Exemplare zu erkennen? Wo verstecken sich potenzielle Geldvernichter? Wie aussagekräftig kann ein Service-Scheckheft sein? Fragen über Fragen, die nie ohne ein Restrisiko beantwortet werden können. Denn: Beim Porsche-Kauf spielt der Faktor Emotion eine größere Rolle als bei jedem anderen Fahrzeug. Manchmal schärft genau das den Blick, genauso oft tritt das Gegenteil ein. Der erste Sichtkontakt kann eine Vorentscheidung nach sich ziehen: Ist der Lack noch frisch oder matt und verblichen? Fehlt Glanz, kann dies auf ein lieblos gewartetes Fahrzeug ohne Garage oder andere werterhaltende Maßnahmen hinweisen. Allzuviele Steinschläge in der Frontmaske weisen weniger auf sportliches Talent, sondern eher auf sinnlose Windschatten-Spiele hin. Dass davon auch Wasserkühler betroffen sein können, ist mehr als eine Randnotiz wert.
Schon heißt es: Motorhaube auf! Fällt dabei gleich das Dammmaterial ins Blickfeld des Betrachters, könnte es sich um eine höchst selten geöffnete Triebwerkskammer handeln. Kenner nervt dieser goldgelbe Schaumstoff. Sie entfernen ihn entweder ganz oder greifen zum Kleber. Zum Triebwerk an sich: Lebenswichtig ist der Zustand von Zahnriemen und Laufrollen. Im Service-Scheckheft steht, wann zuletzt die Zahnriemen getauscht worden sind. Es bestimmt auch die Fälligkeit, definiert in Alter oder Fahrleistung. Aber: Betrifft das die Laufrollen genauso? Entsprechen Einstellwerte den Vorgaben? Ist in eine Wasserpumpe und eventuell auch den Anlasser investiert worden? Lassen Sie sich über das Service-Scheckheft hinaus alle vorliegenden Rechnungen zeigen. Liegen diese nicht vor, fahren Sie woanders hin! Wer Pfusch zu verbergen hat, wird sich Mühe geben. Die absolute Laufleistung ist sekundär. Gut gewartete Porsche-Motoren stecken aufgrund ihrer guten Materialqualität bis zu 300.000 Kilometer locker weg. Ein winziges Detail kann diese Prognose bei doppelten Nockenwellen durchkreuzen: jene Laufschiene, über die eine Verbindungskette läuft. Scheuert diese durch, sind heftige Schäden vorprogrammiert. Auch darüber müssen Rechnungen Aufschluss geben. Ausreden wie “Alles gemacht!” sind so glaubwürdig wie Hundebesitzer, die schon von weitem behaupten, der Vierbeiner würde “nix tun”.
Welcher Motor ist der am meisten empfehlenswerte? Nun, grundsätzlich jeder Sauger, ob Zwei- oder Vierventiler. Turbomotoren sind Vertrauenssache, weil potenziell empfindlicher. Wer im Internet nach Juwelen sucht, muss Glück haben. Zusammengefasst: 944 ohne ein dokumentiertes Vorleben sind eher von teuren Motorreparaturen betroffen. Sie hängen vom Bedarf an Original-Ersatzteilen ab und sind je nach ausführendem Fachbetrieb mit gut und gerne 7.500 Euro zu veranschlagen. Das Getriebe ist ein weniger heikles Thema. Gebrauchte Schaltboxen sind ab 1.500 Euro erhältlich, dummerweise fast immer ohne Differenzialsperre. Diese wertet Transaxle-Sportler auf, ist jedoch selten. Solide ausgelegt: die Welle zwischen Frontmotor und dem mit der Hinterachse verbundenen Getriebe. Verschleißteile hingegen sind die Traggelenke der vorderen Dreieckslenker. Sie schlagen ab 150.000 Kilometern aus. Eindeutiges Zeichen: eine unpräzise Lenkung, festzustellen bei einer Probefahrt. Diese gehört zum Einmaleins. Vor angeblich verlegten Autokennzeichen sollten sich Interessenten genauso hüten wie vor fehlenden Papieren. So trivial es anmuten mag: Ist ein Porsche nicht fahrbereit, dann...
...könnte zum Beispiel die Servolenkung undicht sein und beim Einschlagen hässliche Geräusche von sich geben. Das passiert, wenn das rote ATF-Öl (steht für Automatic Transmission Fluid) nicht mehr dort ist, wo es hingehört. Fehlschaltungen im digitalen Motronic-Steuergerät führen zu Drehzahl-Einbrüchen, die genausogut auf ein defektes Relais zurückzuführen sein können. Deshalb gilt: Vor dem allzu tiefen Griff in die Tasche erst einmal Sicherungskasten oder Katalysator prüfen! Die Gefahrenzone Elektrik rundet im Wageninneren das Heizungs-Steuerungsteil ab. Es ist lediglich als Gesamtheit austauschbar. Eindeutige Indizien für die Richtigkeit aller Verkäufer-Angaben: Schaltknauf und Sitzwangen. Sind sie unansehnlich geworden, ist generell von einer sechsstelligen Kilometerzahl auszugehen. Sitzmöbel werden gern getauscht, Ganghebel hingegen nicht. Sie sagen grundsätzlich am meisten aus. Schönheitsfehler kann die Armaturentafel aufweisen. Risse künden von häufiger Sonneneinstrahlung, die naturgemäß aus Gummi bestehende Dichtungen genauso betrifft. Schwarz und dauerelastisch sollten auch die Reifen sein. Waren diese zu lange im Einsatz, verspröden sie. Die Konsequenz: Zwischen den Profilblöcken entstehen gefährliche Alterungsrisse. Außerdem laufen am 944 die innen liegenden Scultern zuerst ab, was bei oberflächlicher Betrachtung nicht zu erkennen ist. Da hilft nur der Griff nach der Lampe und eine bewusst eingeleitete Bauchlandung. Die Reifenflanken enthalten wichtige Informationen über Jahr und Monat der Reifenproduktion.
Ungleicher Verschleiß entlarvt schlappe Stoßdämpfer oder eine falsche Achseinstellung – oft das Resultat unsachgemäßer Reparaturversuche. Zwar sind etliche 944 am Markt, doch die schwarzen Schafe sterben nicht aus. Deshalb sind angehende Freunde des Frontmotors gut beraten, wenn sie genau und lieber zweimal hinschauen. Ein billiges Schnäppchen dürfte sind fast immer als teurer Irrtum herausstellen. Denn bei aller Modernität sind bis zu 25 Lebensjahre nicht ungeschehen zu machen. Der Zahn der Zeit nagt nicht nur an Menschen, sondern an ihren Autos genauso. Ein Porsche macht da keine Ausnahme. Er besticht nur etwas länger durch seine Form als andere Fabrikate. Unzerstörbar sind 944 aber genausowenig wie billig. Wer für den Preis einer Hutschachtel ein Sportmodell erwartet, hat sich ein unrealistisches Ziel gesetzt.
Profitieren auch Sie von unserem Insiderwissen aus über 90.000 aktiven Transaxle-Kilometern und finden Sie weitere interessante Archivbeiträge über die Porsche-Klassiker mit Motor vorn in unten stehender Linkliste!
Von: Carsten Krome
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