2012er Porsche 911 (991) Carrera S Cabriolet
2012er Porsche 911 (991) Carrera S Cabriolet
2012er Porsche 911 (991) Carrera S Cabriolet
2012er Porsche 911 (991) Carrera S Cabriolet
2012er Porsche 911 (991) Carrera S Cabriolet
PORSCHE SCENE Driving Experience//Fahrerlebnis: das neue 991 Carrera S Cabriolet im exklusiven Fahreindruck
Cabriolets haben in der Sportwagenwelt zuweilen einen schweren Stand. Den offenen Varianten haftet im Vergleich mit ihren Coupé-Geschwistern eine gewisse Unernsthaftigkeit an: Sie sind schwergewichtiger und die zusätzliche Masse ist zu allem Überfluss auch noch weit oben angeordnet. Trotz umfangreicher Verstärkungen verliert die Karosseriestruktur durch die Enthauptung an Stabilität. Die Rollen sind deshalb klar verteilt: Der ambitionierte Sportfahrer wählt das Coupé als präzises Instrument, um auf der Rennstrecke oder der Landstraße sauber durch die Kehren zu zirkeln. Die als übergewichtig und verweichlicht angesehenen Cabriolets taugen in den Augen der “Gusseisernen“ nur zum Flanieren auf dem Boulevard und sind, um es kurz zu sagen, "für Mädchen gemacht“. Amüsanterweise sieht das eine andere Gruppe selbsternannter Hartgesottener umgekehrt. Die Liebhaber britischer Roadster rümpfen kollektiv die Nasen in ihren von Wind und Wetter gegerbten Gesichtern, wenn sie von all den "Warmduschern" sprechen, die sich in ihren kuscheligen Coupé-Kabinen vor den Elementen verstecken und dabei auch noch freiwillig auf das ungefilterte Trompeten der Auspuffanlage verzichten. In beiden Sichtweisen liegt ein Fünkchen Wahrheit, wie Frank Mundus im Praxisversuch wortwörtlich erfuhr.
Kein Zweifel - auch das 991 Cabriolet stellt nicht die richtige Basis für einen Rennwagen dar. Das muss es auch gar nicht sein: Für diesen Einsatzzweck wird Porsche in Kürze die GT3-Varianten nachreichen. Andererseits verpasst man im geschlossenen Auto tatsächlich viel von dem, was man ohne Dach erlebt: die Sonne im Cockpit, die Temperaturänderung, wenn die Straße auf einmal von einer sonnenbeschienenen Wiesenlandschaft in ein schattiges Waldstück führt, der Duft eines erntereifen Erdbeerfeldes, der sonst von der Klimaanlage weggefiltert würde und – jawohl! – das Trompeten der Auspuffrohre. Bisher hat man(n) sich die Vorzüge eines offenen Wagens mit mehr oder weniger schwerwiegenden Nachteilen erkaufen müssen, auch wenn diese bei einem Porsche nie so gravierend ausfielen wie bei manchen der erwähnten Engländer, die ein zugiges Zelt als "Wetterschutz" aufwiesen. Schon beim 911 SC Cabriolet, dem ersten komplett offenen Elfer, der vor drei Jahrzehnten auf dem Genfer Salon präsentiert worden ist, ließ sich das Stoffdach elektrisch öffnen und wieder verschließen. Eine gegen Kratzer empfindliche Kunststoff-Heckscheibe und ein höheres Geräuschniveau musste der Käufer in Kauf nehmen, denn des Elfers Kapuze war nur teilweise mit einer schalldämmenden Innenverkleidung versehen. Ab der Baureihe 996 konnte dem Fahrer auch das Aufspannen der Stoffpersenning erspart werden, das Dach faltete sich seither unter einem festen Deckel zusammen. Mit dem Facelift der Baureihe 996 erfolgte der Ersatz des Kunststoff-Heckfensters durch ein gläsernes Pendant.
Der offensichtlich nächste Schritt wäre nun ein faltbares Hardtop gewesen, wie Mercedes es bei seinen SL-Modellen verwendet. Allerdings hätte eine solche Konstruktion eine ganze Reihe - nicht zuletzt optischer - Nachteile mit sich gebracht. Porsche griff daher tiefer in die Trickkiste und baldowerte eine unerhört raffinierte Lösung aus: Unter der Stoffhülle des Carrera-Verdecks verstecken sich drei Platten aus Magnesium, die als Flächenspriegel bezeichnet werden und die aneinander anschließend die Silhouette vorgeben. Weil die Dachhaut bei geschlossenem Verdeck auf der ganzen Länge über diese dreigeteilte Schale gespannt ist, kann das Textilverdeck nicht flattern. Beim Öffnen legen sich die Platten parallel aufeinander, während sich der Stoff Z-förmig faltet. Die nicht mit der Außenhülle verbundenen, festen Teile können wesentlich kompakter verstaut werden, als wenn die Teilstücke jeweils Rücken an Rücken abgelegt würden. Mithilfe der Formprofile konnte die Silhouette des Coupés beim Cabriolet exakt repliziert werden – ein Novum. Wölbungen und Unebenheiten, wie man sie von Stoffverdecken bisher kannte, verschwanden vollkommen, sodass der Cw-Wert mit 0,30 nur um 0,1 Punkte über dem des Coupés lag. Ganz gleich, ob das Dach nun offen oder geschlossen ist, fallen die Türen mit dem typischen Klacken leicht ins Schloss. Beinahe möchte man davon sprechen, dass sie zuschnappen.
Sie haben es längst bemerkt: Wir sind angekommen – im brandaktuellen 911 Cabriolet der Baureihe 991! Im Innenraum sind eine tadellose Verarbeitung und hohe Qualitätsanmutung zu notieren, was allerdings teilweise der üppigen Ausstattung der bereitgestellten Testwagen geschuldet sein dürfte. In einem Basismodell ohne Komplett-Lederausstattung mag es etwas spartanischer aussehen. Trotzdem wird auch in diesen Fahrzeugen kein Anhaltspunkt mehr dafür zu finden sein, dass Produkten des gleichen Herstellers schon einmal ein sparsames Ambiente vorgeworfen worden ist.
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Von: Frank Mundus | Fotos: Frank Mundus, Porsche AG
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